Tief in den Minen des Schicksalsberges

Tief in den Minen des Schicksalsberges

​Potosi als einst reichste Stadt der Welt verdankte ihr Reichtum maßgeblich dem Cerro Rico. Das haben schon im 15. Jahrhundert die Spanier erkannt und auf Kosten der Ureinwohner dessen Reichtum ohne Rücksicht auf Verluste ausgebeutet. Millionen Sklaven und Ureinwohner starben unter den katastrophalen Arbeitsbedingungen der Minen, weitere Tausende und unzählige Maultiere in kürzester Zeit unter den harten Arbeitsbedingungen in der Münzprägeanstalt von Potosi.

Per "Silver Train" ging die wertvolle Fracht unter Begleitschutz von Kriegs Gallonen nach Spanien und finanzierte für Jahrzehnte den Staatshaushalt. Noch heute finden Schatzsucher versunkene Wracks auf der damaligen Route. Die Geschichte ist wie so oft auf der Welt eine brutale. Der Wohlstand der Spanier wurde mit Blut der Ureinwohner bezahlt. 

Bis heute hat sich an den Arbeitsbedingungen der Minenarbeiter wenig geändert. Lange haben wir überlegt, ob wir die Silbermine besuchen wollen oder nicht. Letztlich trägt aber jeder Besucher der Mine zum Lebensunterhalt der Arbeiter bei. Auch wenn die Arbeitsbedingungen zweifelhaft sind, ein Boykott nützt den Bergleuten nichts. Aus Ermangelung an Alternativen werden sie sich weiterhin den Gefahren des Berges aussetzen. Durch unseren Besuch bekommen sie wenigstens einen kleinen Zusatzverdienst, einen Saft und Dynamit... 

Unser Guide Ronald hat selber zwei Jahre in der Mine gearbeitet, kennt sich bestens aus und weis wie man unsichere Touristen beruhigt. Dank seiner ruhigen Ausstrahlung sind wir unter den fragwürdigsten Bedingungen durch die kleinsten Löcher gekrochen. 

Der Eingang der Mine ist eher unauffällig mit einem Öl verschmierten Eisentor verriegelt. Es führen einige kleinere Luftschläuche hinein, einige Stromkabeln und ein paar einfache Schienen. Licht gibt es nirgends und überall staubt es. Einige der Hauptgänge sind stellenweise hoch genug um aufrecht zu gehen, die meisten jedoch nicht. Die Bolivianer erreichen die europäische Durchschnittsgröße meist nicht.... 

Es gilt schnell zu sein, um den Arbeitern die im Eiltempo die Loren auf den Schienen schieben, auszuweichen. Ronald betont immer wieder, dass es den Arbeitern nichts ausmacht, wenn wir Fotos schließen. Sie freuen sich über unsere Geschenke: Eine Saft Flasche pro Lore, eilig im Vorbeifahren rein geworfen. Es hilft ihnen. Denn Essen kann man wegen dem allgegenwärtigen Staub in der Mine nicht. Viele wurden krank, wenn sich der Staub auf den Nahrungsmitteln ablagert. Gegen das Hungergefühl helfen Coca Blätter, aber ob das gesünder ist... 

Weitere Gastgeschenke sind drei Stangen Dynamit und einen Helm, den wir am Strand gefunden haben. Dynamit ist in Potosi übrigens frei erhältlich, für 23 Bolivianos (umgerechnet 3 Euro). Im selben Laden gibt es auch 98%-igen Alkohol. Eine ziemlich gute Mischung... Dynamit aus Potosí wird auch gerne für Straßenschlachten bei Unruhen verwendet...bietet sich wegen der einfachen Verfügbarkeit auch an.

Die Mine wird nur sporadisch mit Stützbalken abgestützt. Einige sind bereits eingeknickt. Die Gänge sind meist sehr eng, denn es kostet Geld in Form von Dynamit, um sie zu erweitern. Nur die Schächte mit reichlich Mineralien werden erweitert. Überall sonst werden die Mineralien mit einem Rucksack durch die Gänge transportiert. 

Immer wieder legt Roland Pausen ein und erzählt von der Geschichte des Berges und den Menschen, die hier arbeiten. 

Der Berg gehört 16 Kooperativen gemeinsam. Die Arbeiter sind meistens selbstständig, arbeiten in kleinen Gruppen und können bei einer der Kooperativen anfragen, ob sie in deren Minen arbeiten dürfen. Die jüngsten Arbeiter die wir gesehen haben, waren um die 15 Jahre alt. Es gibt jedoch noch jüngere. Kontrollen gibt es keine. Weder was das Alter betrifft, die Arbeitszeit oder die Sicherheit. Die Arbeiter entscheiden selbst wie lange sie arbeiten möchten oder ob sie die Gänge abstützen. 

Wir besuchen einen 35 jährigen Arbeiter, der gerade dabei ist per Hammer und Meißel Löcher für Dynamit zu schlagen. Er arbeitet am Ende einer Kriechpassage ganz alleine. Scheinbar ist seine Ader nicht sehr ergiebig. Dadurch lohnt es sich nicht für weitere Arbeiter. Er arbeitet schon seit 17 Jahren in der Mine. Auch er freut sich über unsere Geschenke, besonders über den Helm. Zumindest er trägt einen Atemschutz, was das lange Durchhaltevermögen erklären könnte... 

Zum Schluss besuchen wir auch El Tio, eine Teufelsfigur und Schutzpatron, dem die Arbeiter einmal pro Woche Alkohol, Zigaretten und Cocablätter opfern. Wir schalten unsere Grubenlampen für einige Minuten aus. Ohne Licht ist man hier unten völlig verloren. 

Die Bolivianer sind froh um die Minen, ohne die Potosi nicht bestehen würde. Andererseits fordern sie bis heute Menschenleben. "We eat the mountain and the mountain eats us..." 

Nach ca. 3 Stunden verlassen wir die Mine, froh wieder Tageslicht zu sehen und mit einem veränderten Blick und großen Respekt für die Minenarbeiter. Jeder der über seinen langweiligen Büro-Job jammert, sollte für einen Tag in den Minen arbeiten... 

Hier nochmals die Quickfacts zur Vertiefung: 

  1. Die Mineros sind Selbstständig und können bei einer der 16 Kooperativen anfragen, ob sie in deren Minen arbeiten dürfen. 
  2. Die Mineros werden in 3 Klassen eingeteilt. Man startet als Hilfskraft um Erfahrung zu sammeln. Typische Tätigkeiten ist das Schieben der Loren. Nach an paar Jahren steigt man in die zweite Klasse auf. Um in die erste Klasse als Schichtführer aufzusteigen, benötigt man 10-15 Jahre in der selben Mine, die währenddessen nicht geschlossen werden sollte... 
  3. Die Arbeiter innerhalb einer Schicht teilen sich je nach Rang und Erfahrung den Erlös. 
  4. Der Erlös ist abhängig von der Art und Menge der Mineralien, die in der Aufbereitungsanlage gewonnen werden. 
  5. Die Lohnspanne reicht von 1.000-4.000 Bolivianos. Das ist im Vergleich zu den sonstigen Jobs ein guter Verdienst.
  6. Für eine Lebenserwartung zwischen 45 und 55 Jahren ist dies jedoch ein teurer Preis. 
  7. Vom Erlös gehen 1% an den Staat und 7% An die Kooperative 
  8. Die Mineralien werden in einer Aufbereitungsanlage zuerst in Trommelmühlen pulverisiert und danach mit Chemikalien und Wasser versetzt. Die Mineralien sammeln sich an der Oberfläche und das Gestein am Grund. 
  9. Die Mineralien in Pulverform werden zur weiteren Verarbeitung nach Chile, Argentinien, China oder Japan exportiert. Eine Veredelung findet in Bolivien nicht statt. 
  10. Die Silbervorkommen sind mittlerweile weitgehend erschöpft. Hauptsächlich werden Blei, Kupfer, Wolfram, Zinn und Zink abgebaut
  11. Ca. 65 % der Bevölkerung von Potosi ist in irgendeiner Weise vom Bergbau abhängig. 
  12. Keiner weiß ob in 10 oder erst in 40 Jahren noch genügend Mineralien für den Abbau vorhanden sind. Stirbt der Bergbau wird Potosí vermutlich zur Geisterstadt. 
  13. Um die Familien zu unterstützen arbeiten auch Kinder in den Minen und gehen nachts zur Schule. 
  14. Alkohol wird als Opfergabe für El Tio und als Desinfektion für die Hände verwendet
  15. Pressluft gibt es nur an profitablen Stellen, sonst Hammer und Meißel. 
  16. Dynamit und 96% Alkohol ist frei in Shops erhältlich.
  17. 8 Millionen haben seit Beginn des Bergbaues im 15. Jahrhundert ihr Leben verloren. Zur Zeit der Kolonisierung wurden Sklaven und Ureinwohner gezwungen für die Spanierer Silber abzubauen. Man sagt das mit den Knochen der toten Bergleute eine Brücke bis nach Spanien gebaut werden kann.

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