Rutsch mir doch den Buckel runter...
Die Atacama ist eine der trockensten Wüsten der Erde. Ab Pan de Azucar sind selbst die wenigen Sträucher und Kakteen verschwunden. Hier wächst wirklich rein gar nichts mehr. Vielleicht noch Skorpione und andere giftige Tierchen. Nur kahle und sandige Berge soweit das Auge reicht.
In Antofagasta trafen wir in Luis's Werkstatt wieder auf Honza und Martina. Für Nutzer der Ioverlander App ist dies eine beliebte Anlaufstelle um in netter Atmosphäre die Schäden der letzten Schlaglöcher zu diskutieren. Wir haben beschlossen zusammen nach Bolivien weiter zu reisen. Die beiden haben etwas Respekt vor Bolivien und Honza ist besorgt, dass sein betagtes Dieselfahrzeug in der Höhenluft außer Rauch keinen nennenswerten Vortrieb mehr produziert.
Ein Turbomotor mit Zwangsbeatmung ist zwar deutlich schneller, wird aber aufgrund der überragenden Spritqualität in Bolivien vermutlich auch schneller zugrunde gehen...Unser Klopfsensor bettelt mittlerweile ständig um Gnade...
Der erste Stopp vor Bolivien ist aber San Pedro de Atacama. Eine kleine Oase mitten in der Wüste, in der die Touristen zahlreicher sind als die Einheimischen. Die Gegend hat aber auch einiges zu bieten. Mondähnliche Landschaften, Sanddünen, Lagunen umgeben von Vulkanen, Geysire und nicht zuletzt das ALMA Observatorium. Wer sich aber eine Wüstenstadt wie im Film vorgestellt hat, der wird etwas enttäuscht sein. Die lehm-farbigen Häuschen und die nette Atmosphäre können nicht darüber hinweg täuschen, dass die Stadt auf Tourismus getrimmt ist.
Für das ALMA Observatorium ist eigentlich eine Reservierung notwendig. Für den spontanen Reisenden ist das eher ungünstig, dennoch konnten wir mit etwas Glück einen Sitz im Bus ergattern. Der Großteil der Reservierungen verfällt, da die Personen einfach nicht auftauchen. Reservierungen sind übrigens sehr beliebt in Chile, besonders die Reservierung ohne Anzahlung...
Die Warteliste ist stets gefüllt, aber am Ende erscheint nur ein Bruchteil der Personen.
Aber hey !! Reservierungs-Boy hat einen Job!!!
Das Observatorium besteht aus 66 einzelnen Schüsseln, die rund um die Uhr mit Mikrowellen das Weltall erforschen können. Insbesondere die kalten Stellen des Universums. Man kann sogar unterschiedliche chemische Elemente mittels Spektrogramm nachweisen. So wurde in einem Nebel Zucker nachgewiesen...Auf einmal wurde die Führung noch interessanter für Micha...
Die einzelnen Schüsseln lassen sich in beliebiger Anzahl bis zu einer Fläche von 16 km2 zusammenschalten, die dann wie eine einziges Gerät wirken. Oder es arbeiten mehrere Gruppen an unterschiedlichen Beobachtungen gleichzeitig. Mit Hilfe von Transporter lassen sich die Schüsseln an vordefinierte Stellen verschieben. Damit können verschiedene Stellen im Universum mit unterschiedlicher Auflösung anvisiert werden.
Entweder sehr gezielt auf einen Punkt ausgerichtet oder etwas breiter für einen größeren Bereich jedoch mit weniger Details.
Mit 26 beteiligten Nationen (25 Schüsseln USA, 25 Schüsseln Europa und 18 Schüsseln Japan) ein weltweites Projekt. Die gewonnenen Daten sind nach einem Jahr für jedermann zugänglich.
Auch Snowboarden wollten wir unbedingt ausprobieren und bestiegen eine große Sanddüne im Valle de muerta. Das Schwierigste ist wohl der Aufstieg ohne Lift in der Sonne. Der Rest ist mit etwas Übung recht einfach und überraschend langsam. Der Sand bremst jegliche Form von Bewegung ziemlich gnadenlos aus, völlig unbeeindruckt vom Fortbewegungsmittel...
Ein paar Guides haben sogar eine kleine Schanze gebaut. Diese wurde aber mangels Geschwindigkeit zaghaft in Anspruch genommen.
Etwas lebendiger war Valle de Luna. Heerscharen von Touristen wurden von Guides von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt getrieben. Wir haben uns angewöhnt in einem solchen Situationen erst einmal ein Bierchen zu trinken und abzuwarten. Flüssigkeitsaufnahme ist wichtig in der Wüste.
Besonders der Sonnenuntergang ist atemberaubend und unwirklich zugleich. Für Minuten wird komplett alles in ein schwer zu beschreibendes, rötliches Licht eingehüllt. Allerdings sahen das Hunderte von Touristen verständlicherweise ähnlich.
Liebhaber von Geschichte können noch Aldea de Tulor besuchen und sich über die frühere Bedeutung von San Pedro informieren. Für uns war jedoch die Ansammlung von Grundmauern nicht so spannend und geschichtsträchtig wie erhofft. Ohne sachkundigen Führer sind Informationstafeln alleine leider nicht so aussagekräftig.
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